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Exkursionen und Börsen

„Schatzinsel“, „Schwarzes Gold“, „Weißes Gold“ …

Vier-Tage-Exkursion der VFMG-Bezirksgruppe Ostsachsen ins Richelsdorfer Gebirge, Hessen

03.10.2023

Vier spannende und in ihrer Vielfalt nicht mehr zu überbietende Exkursions-Tage erlebten die Mitglieder unseres Vereins Ende September / Anfang Oktober 2023.

Wie immer hatte unser Vereinsvorsitzender Frank Sauer in wochenlanger mühevoller Kleinarbeit alles notwendige Organisatorische bis ins kleinste Detail vorbereitet und abgesprochen, so dass uns erneut eine abwechslungsreiche Thematik erwartete.

Samstag, 30. September

Unser erstes Exkursionsziel ist das Museum für Naturkunde in Gera – hier wird gegenwärtig die Kabinettausstellung „Schatzinsel im Mittelmeer – Siziliens Schmucksteine“ präsentiert.
Vorkommen von außergewöhnlichem Achat, Jaspis oder gar farbigem Feuerstein auf der italienischen Mittelmeerinsel sind bereits seit Jahrhunderten bekannt und begehrt – in dieser
Ausstellung wird dies für die Besucher eindrucksvoll dargestellt.
Die beiden Geraer Mineraliensammler Dr. Matthias Schreiter und Wolfgang Geinitz zeigen
hier die schönsten Fundstücke aus ihren Sammlungen, die durch prachtvolle Mineralstufen des Sammlers Ralf Schmidt ergänzt werden.
Beeindruckend sind vor allem die wunderbaren Strukturen sowie die Intensität und die Vielfalt der Farben der Mineralien – so der mikrokristallinen Quarze wie gelber und roter Jaspachat (eine Mischung aus Achat und Jaspis), Chalcedone, Jaspise, Hornsteine und Flintknollen, die nach dem Sägen, Schleifen und Polieren durch Dr. Schreiter besonders deutlich werden.
Nach einem sehr interessanten Vortrag von ihm über seine Sammel-Exkursionen auf Sizilien
ist noch genügend Zeit, um sich im Museum weiter umzuschauen und so auch die Minerale Ostthüringens zu bestaunen. Weltweit bekannt sind zum Beispiel Wavellit und Whewellit von Europas größter Uranerzlagerstätte Ronneburg oder die äußerst seltenen Mineralien wie Ronneburgit, Lyonsit oder Rambergit von den ehemaligen Halden um Ronneburg.

Daran anschließend können wir noch im „Höhler“ des Naturkundemuseums die Ausstellung „Das Einmaleins der Minerale“ mit rund 350 prächtigen Mineralien aus aller Welt besichtigen.
„Höhler“ werden die im 16. und 17. Jahrhundert entstandenen Geraer Bierlagerstätten genannt, die von den findigen Bürgern geschaffen wurden, um in den bis zehn Metern tiefen Kellern der Geraer Altstadt das selbst gebraute Bier zu lagern und dieses stets frisch zu haben.

Am späten Nachmittag erreichen wir per Bus das Hotel „Johanneshof“ in Nentershausen, Ortsteil Weißenhasel, im Bundesland Hessen und bei einem frisch gezapften Bier in geselliger Runde klingt der erste Exkursionstag aus …

Sonntag, 01. Oktober

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es per Bus in Richtung Geo-Naturpark „Frau-Holle- bis zum Parkplatz Schwalbenthal – hier wollen wir bei einer Wanderung auf dem knapp zwei Kilometer langen Knappenpfad Relikte des historischen Braunkohlen-Bergbaus am „Hohen Meißner“ aufspüren. Der Bergbau am Meißner zur Gewinnung des „Schwarzen Goldes“ gehört zu den ältesten Kohleabbaustätten in Deutschland.
Wir finden den Ort des ehemaligen Wetter-Schlotes und erreichen bald den Eingang des „Carlsstollens“. Vorbei an einem einstigen Wasserfall gelangen wir zu einer freigelegten Schütthalde und einen Gesteinsgarten mit Quadern aus der hiesigen Geologie.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Haus Halde, in dem früher die Bergbaubeamten wohnten, die auch die geförderte Braunkohle abrechneten.
Vorbei am Friedhof Schwalbenthal, auf dem die Bergleute ihre letzte Ruhe fanden, erreichen wir wieder den Parkplatz, wo auch noch das alte Bergamt als letztes Haus des ehemaligen Bergbaudorfes steht.

Wir machen Rast im Wildgasthaus „Zum Kupferbach“, stärken uns und danach fahren wir zum Besucherbergwerk „Grube Gustav“ im Höllental Meißner-Abterode im Bilsteiner Bergrevier.
Auf etwa 360 Meter Fußwanderung („Grubenfahrt“) in den Stollen erfahren wir von unserem Grubenführer, dass hier ursprünglich nach Silber und Kobalt gesucht wurde - allerdings ohne Erfolg – aber im 16. Jahrhundert der ebenfalls sehr begehrte Kupferschiefer gefunden und abgebaut wurde.
Die äußerst schwere Arbeit der Bergleute, die nur mit Schlägel und Eisen in mühsamer Handarbeit das harte Gestein bearbeiteten, wird anschaulicher, wenn man erfährt, dass sie
an einem Arbeitstag nur etwa zwei Zentimeter weit im Stollen vordringen konnten …

Nächstes Exkursionsziel ist die Stadt Bad Sooden-Allendorf im Werratal. Hier entspringt eine natürliche Solequelle und seit über 1000 Jahren haben die Salzgewinnung sowie der Handel mit dem „Weißen Gold“ die Geschichte der Stadt geprägt.
Bei einer Stadtführung mit den Sehenswürdigkeiten Gradierwerk, Siedehaus oder Söder-Tor erfahren wir, dass bereits der bekannte römische Geschichtsschreiber, Politiker und Senator Tacitus im 1. Jahrhundert eine Schlacht um die Salzquellen in der hiesigen Region beschreibt, dass bereits 1601 das erste Gradierwerk in der Stadt entstand und 1818 das erste Solebadehäuschen gebaut wurde.
Im Salzmuseum wird anhand zahlreicher Exponate deutlich, dass das Siedesalz der größte Schatz der Stadt war – es war sowohl als Gewürz begehrt, aber auch deshalb, weil damit Lebensmittel haltbar gemacht und so in schlechten Zeiten lange aufbewahrt werden konnten.
In über 40 Siedehäusern wurde die Sole in großen Pfannen eingedampft und dann über die alten Salzstraßen in andere Regionen gebracht und verkauft…

Nach der Rückkehr ins Hotel und dem Abendessen gibt es noch einen sehr interessanten Vortrag von Andreas Rehs über den Kupferschiefer-Bergbau im Richelsdorfer Gebirge, das die Gegend zwischen Cornberg, Sontra, Bauhaus und Iba umfasst, seit dem 13. Jahrhundert die bedeutendste Kupferbergbauregion Hessens. Die geologische Situation begünstigte den Bergbau stark, denn nur wenige Kilometer westlich von Nentershausen lag der Kupferschiefer nur etwa 200 Meter unter der Erdoberfläche.
Aus dem begehrten Kupfer wurden nicht nur Haushaltsgegenstände, Kirchendächer, Münzen oder Bierbraukessel gefertigt – sondern auch Kunstgegenstände wie die berühmte Herkules-Statue im Bergpark Wilhelmshöhe, das Wahrzeichen der Stadt Kassel.

Im Richelsdorfer Gebirge wurde aber nicht nur Kupferschiefer abgebaut – ab dem 18. Jahr-hundert wurde auch nach Kobalterzen und Nickelerzen gegraben und ab Mitte des 19. Jahr-hunderts ebenso nach Schwerspat (Baryt, Bariumsulfat).




Montag, 02. Oktober

Das gestern am Abend Gehörte und Gesehene über den Richelsdorfer Bergbau wird heute nochmals beim Besuch des Heimat- und Bergbaumuseums Nentershausen vertieft.
Die zahlreichen Exponate, Dokumente, Fotos sowie die Erklärungen von Heinz Probst vom Museumsverein verdeutlichen die Geschichte des hiesigen Bergbaus und dieser einzigartigen Montanlandschaft.
Vom „Geleucht“ des Bergmanns – einer sehenswerten Sammlung von Grubenlampen- bis hin zum „Frevelhammer“ oder Mineralien und Fossilien sind hier liebevoll die einzelnen Räume des Museums gestaltet.
Nach dem Museum besuchen wir noch die Evangelische Kirche in Nentershausen mit ihrem gotischen Mauerwerk und der barocken Innengestaltung.
Die Kirche wird zu einem einzigartigen Bauwerk, weil sich inmitten der Südwand der runde Kirchturm wie ein Riegel in den Raum schiebt und das tiefer gelegene Westschiff vom höher gelegenen Ostschiff trennt, beide „Teile“ aber durch eine den ganzen Raum überspannende Holztonnendecke wieder „vereint“ werden.

Nächstes Ziel des heutigen Exkursionstages ist der Sandsteinbruch Cornberg im Landkreis Hersfeld-Rotenburg.
Im Rahmen eines Vortrags durch Helmut Reker sowie bei einer Führung durch den Sand-steinbruch erfahren wir zahlreiche wissenswerte Details über den hessischen Geotop des Jahres 2016.
Der aufgelassene Steinbruch ist von besonderer Bedeutung für die geowissenschaftliche Fachwelt, aber auch für naturinteressierte Besucher:
Der Cornberger Sandstein hat ein Alter von über 250 Millionen Jahren, was ihn als Sediment des oberen Rotliegenden ausweist und gehört dem Perm, dem jüngsten Abschnitt des Erdaltertums, dem Paläozoikum, an.
Der hiesige Sandstein wurde bereits ab dem 13. Jahrhundert als Naturwerkstein geschätzt und bis zum Jahr 1995 abgebaut.
Beim anschließenden Besuch des Sandsteinmuseums im ehemaligen Kloster Cornberg, direkt hinter dem Steinbruch gelegen, wird auch deutlich, warum der Cornberger Sandstein international berühmt wurde:
Durch den hohen Quarzanteil zeichnet ihn eine besondere Härte aus und er unterscheidet sich von anderen Sandsteinen auch durch eine außergewöhnliche Farbgebung, so durch sehr schöne gelblich-beige Farbtöne, die durch feine bräunlich-graue Bänder kreisförmig durchzogen werden, bedingt durch die jeweiligen Eisen- oder Manganeinlagerungen.
Im Sandstein wurden außerdem auch Fährtenplatten entdeckt mit sehr unterschiedlichen Tritt-, Lauf- und Schleifspuren von Amphibien und Reptilien, die ehemals den gewaltigen Urkontinent „Pangäa“ bevölkerten.

Beim anschließenden Besuch der Privatsammlung des in Fachkreisen sehr bekannten Mineraliensammlers Werner Simon (nach dem auch das Mineral „Simonit“ benannt ist) können wir aus allernächster Nähe den Sandstein mit den kreisförmigen Mustern – die so genannten „Liesegangsche Ringe“, die in der Mineralogie besonders bei Chalcedonen und Achaten bekannt sind - betrachten und sogar in die Hände nehmen.

Nach so vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen an diesem Tag ist ein Abendessen mit Pizza, Pasta und regionalem Bier in einer Pizzeria in Sontra sehr willkommen …



Dienstag, 03. Oktober

Am Tag der deutschen Einheit fahren wir frühzeitig nach Merkers in Thüringen. Hier erwartet uns eine Sonderführung durch das Erlebnisbergwerk Merkers, dem einst größten Kaliberg-werk der Welt..
Vor der „Fahrt in die Tiefe“ werden wir mit einem herzlichen „Glückauf“ von unserem Führer begrüßt, bekommen eine kurze Sicherheitseinweisung sowie Schutzhelme und Schutzbekleidung. Dann besteigen wir den Förderkorb und in 90 Sekunden Fahrt erreichen wir die Teufe auf 500 Metern unter der Erdoberfläche. Wir besteigen einen offenen Mannschaftswagen und nehmen mit 35 km/h „Normaltempo“ die etwa 21 Kilometer lange und rund zweieinhalb Stunden dauernde Rundfahrt in Angriff.
Unterwegs erfahren wir zahlreiche Einzelheiten über die Salzlagerstätte des Kalireviers Werra, die vor etwa 240 Millionen Jahren entstanden ist.
Hier wurde seit langer Zeit das begehrte Kalisalz abgebaut, das vorwiegend als natürliches Düngemittel weltweit eingesetzt wird. Wesentlich weniger wurde Speisesalz oder Auftausalz in dem rund 4.600 Kilometer langen Streckennetz mit der größten Teufe von 860 Metern gewonnen.
Bei mehreren Haltestellen unter Tage erleben wir eine beeindruckende Laser-Show im großen „Konzertsaal“, besichtigen den „Goldraum“, in dem heimlich der legendäre Goldschatz der Deutschen Reichsbank vor Ende des 2. Weltkriegs eingelagert wurde oder können im „Museum“ anhand zahlreicher Exponate und Bergbaugroßgeräte sowie einer Sprengsimulation die über 100jährige hiesige Bergbaugeschichte nachvollziehen.
Großartiger Abschluss dieser Tour unter Tage ist der Besuch der „Kristallgrotte“, ein atemberaubendes Naturschauspiel mit riesigen Salzkristallen, die sowohl in ihrer Natürlichkeit als auch mit einem mehrfarbigen Licht-Spektakel beeindrucken…

Jürgen Nitschke
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