Sachsen-Mineralien
Bezirksgruppe Ostsachsen der VFMG
Exkursionen und Börsen
Ein unbekanntes Bergbaurevier Scharfenberg bei Meißen
22.02.2020
Besichtigung des Hoffnungsschachtes, des Heimatmuseums, der Burg Scharfenberg und Befahrung des König-David-Stollens
Am 22.02.2020 um 9 Uhr trafen wir uns auf dem Gelände des Hoffnungsschachtes, der größten Grube „Güte Gottes“ des Reviers Scharfenberg. In dem neu renovierten Treibhaus empfing uns die Besitzerin Antje Arlautzki, die uns die Geschichte der Renovierung darlegte. Ein öffentlicher Raum ermöglicht den Besuchern einen Blick in den 293 m tiefen Hoffnungsschacht, der sich unter dem ehemaligen Treibhaus befindet und zu 2 Dritteln mit Wasser gefüllt ist. Der Schacht kann mit einer Eisenleiter befahren werden und trifft auf den König-David-Erbstollen, der in östliche Richtung in ca. 700 m bis an die Bundesstraße 6 führt. Exponate und Bilder geben zusätzlich einen Einblick in die Zeit des Silberbergbaus in der Region. Vom 12. Jahrhundert bis zum Jahr 1898 gab es an die 50 Gruben mit etwa 220 Schächten auf ca. 3 km². Scharfenberg ist löchrig wie ein Käse. Der gesamte Scharfenberger Bergbau lieferte von 1564 bis 1865 über 36000 kg Silber im Wert von 2 Millionen Talern. Im Jahr 1890 förderte die Grube „Güte Gottes“ 890 Tonnen Erz, aus welchem 1562 kg Silber gewonnen wurden. Von 1875 bis 1898 wurden 10000 Tonnen Silbererze gefördert, aus welchen rund 2000 Tonnen reines Blei und 17000 kg Silber, mehrere Zentner Kupfer und Zink gewonnen wurden. Nach den Ausführungen von Frau Arlautzki wurden wir in Gruppen zu je 10 Mann aufgeteilt, da nur 10 Mann den König-David-Erbstollen befahren können.
Unsere Gruppe besuchte als erstes das Heimatmuseum, das leider schon einige Zeit für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Begleitet wurden wir vom Mineralienfreund Holger Sickmann, einem Lokalsammler des Kreises Meißen, der in Scharfenberg wohnt. Er machte umfangreiche Ausführungen über die geologischen Gegebenheiten der Region und die Geschichte des Silbererzbergbaus von Scharfenberg. Das Heimatmuseum ist sehr klein. Man kann eine umfangreiche Mineraliensammlung sehen sowie Gegenstände, die die Geschichte belegen. Nach der Besichtigung wanderten wir zum Schloss. Unterwegs machten wir an einigen Stellen Halt, und Mineralienfreund Sickmann zeigte und erklärte uns, wo sich ehemalige Gruben befanden. Nach einem knappen Kilometer erreichten wir das Schloss. Erbaut wurde es um 1200 herum. Urkundlich erwähnt wurde es das erste Mal im Jahr 1227. Anfangs war es im Besitz Meißner Bischöfe. Von 1403 bis 1941 war das Schloss im Besitz derer von Miltitz. Im 30-jährigen Krieg wurde es teilweise zerstört. Im 19. Jahr hundert wurde das Schloss zu einem Zentrum der Romantik und war bei Schriftstellern und Malern wegen seiner romantischen Lage sehr beliebt. Das Schloss ist heute in Privatbesitz und wird als Hotel betrieben.
Nach einem reichhaltigen Mittagessen, das uns von Frau Arlautzki gereicht wurde, wurden wir von einem Mitglied des Historischen Scharfenberger Silbererzbergbau e.V. mit Geleucht, Helm und Stiefel für die Befahrung des Erbstollens eingekleidet. Nach 20 Minuten Wanderung erreichten wir das Mundloch des Stollens, das mit einer Eisentür verschlossen ist.
1818 begann die Gewerkschaft der Grube „Güte Gottes“, den neuen König-David-Erbstollen an der heutigen Bundesstraße 6 gegenüber dem Parkplatz des Western INN in den Berg zu treiben. Dieser Entwässerungsstollen zieht sich durch das Bergbaugebiet bis nach Naustadt und dient dem Abfluss des Wassers wie auch der Bewetterung – also Belüftung. Als der Bergbau 1898 eingestellt wurde, weil die Ausbeute aufgrund des preiswerteren Silbers aus Amerika nicht mehr rentabel war, wurde der Hoffnungsschacht verschlossen.
Der Entwässerungsstollen blieb, wie er war, und verschlammte mit der Zeit.
Im Auftrag des Sächsischen Oberbergamtes Freiberg sanierte die Bergsicherung Freital den Stollen 2014, führte eine Schlammberäumung durch, baute eine Fahrung mit dauerhaften Zugang ein und brachte die Schachtentlüftung in Ordnung. Die ersten Meter des Stollens sind ausgemauert. Man läuft durch Wasser, von den Wänden tropft es. Das Gestein ist durchsetzt mit Schichten und Spuren
von weißem Kaolin, schwarzem Mangan und braunem Eisenerz. Gelbliche Algen erhellen die Dunkelheit. 1,50 bis 2 Meter ist der Stollen breit und an die 2 bis 3 m hoch. An den Wänden sind Tafeln und Jahreszahlen eingelassen, z.B. 1831, 1837 oder auch 1869. Die Erbauer haben einst hinterlassen, wie weit sie mit der Auffahrung des Hilfsstollens gekommen sind. Wir sahen ein vermauertes Lichtloch, einen Blindschacht und mehrere Markscheider Symbole. Nach 700 Metern erreichten wir den Hoffnungsschacht, der das
Ende unserer Exkursion im Erbstollen war. Wir sind im Erbstollen bis an den Eingang zurückgelaufen und dann zum Hoffnungsschacht zurück.
Wir trafen dort die andere Gruppe, und nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken verabschiedeten wir uns bei den Veranstaltern. Wir möchten uns ganz herzlich bei Frau Arlautzki und Mineralienfreund Sickmann für den lehrreichen und interessanten Tag bedanken.
Im Internet (bei You Tube) kann man die 1. Sendung von „Steimles Neuer Welt“ sehen. In dieser Sendung ist ein sehr ausführlicher Beitrag über denBergbau mit einigen Interviews zu sehen.