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Berichte

Exkursion ins Mansfelder Land

25.09.-27.09.2020

Am Wochenende 25.-27.09.2020 trafen sich 11 Interessierte unseres Vereins in Sangerhausen, um den Samstag mit zwei kleineren Exkursionen zu nutzen und dann am Sonntag den ganzen Tag die Elisabethschächter Schlotte zu erkunden.

Am Freitagabend war individuelle Anreise. Wir trafen uns am Abend in einem zur Pension gehörenden griechischen Restaurant zum gemeinsamen Abendessen.

Am Samstag war das Wetter gemischt regnerisch. Wir fuhren in die Gegend um Biesenrode am Südostrand des Harzes. Dort ist Karpholith zu finden, ein seltenes Mangansilikat. Die Fundstelle ist auch im „Vollstädt“ erwähnt. Nach anfänglichem vergeblichen Suchen wurden wir doch fündig und jeder hatte etwas von dem Mineral gefunden, das in der Welt nur an drei Stellen auffindbar ist.

Aufgrund des Regens fuhren wir zum Bergwerksmuseum „Grube Glasebach“ nahe Harzgerode. Der Bergbau im Harz wurde uns dort auf eindrückliche Weise bekannt gemacht.

In der Ausstellung erfuhren wir viel über die Geschichte der Grube. Wir hörten und sahen viel über die Mineralien und was es hieß, unter Tage zu arbeiten.

Mit dem Grubenführer stiegen wir in die Welt unter Tage. Die Führung begann in der obertägigen Radstube mit dem 9,50 m großen Kunstrad. Es folgten Untertage-Ausbau- und Abbautechniken aus Eichenholz des 18. Jahrhunderts sowie der Schrägschacht mit seiner historischen Wasserhebetechnik zwischen der 1. und 2. Sohle. Viele Mineralisationen beeindruckten uns durch ihre farbige Vielfalt.

Wer dachte, die Begehung zu Fuß war anstrengend, der ahnte nicht, was uns am nächsten Tag erwarten sollte ...

Nach einer Stärkung in einer kleinen, aber feinen Kneipe (die Spezialität war Pferderoulade, die von einigen Teilnehmern gern gegessen und als ausgezeichnet eingeschätzt wurde) gingen wir zu Bett. Am nächsten Morgen war die Abfahrt auf 7 Uhr festgelegt …

Pünktlich zur vereinbarten Zeit kamen wir am Röhrigschacht in Wettelrode an. Unser Ziel war die Erkundung des Mansfelder Altbergbaus und der natürlichen Bildungen des Südharzer Gipskarstes.

Nach dem Empfang von Wathose, Helm und Geleucht ging es los. Eine Seilfahrt brachte uns 280 Meter in die Tiefe, und mit der Grubenbahn fuhren wir an den Anfang der Führung.

Unweit des Grubenbahnhofes kamen wir an eine steile Strecke, die Bergleute nennen es Wetterflachen. Er verbindet zwei Sohlen in unterschiedlicher Tiefe. Da mussten wir hoch. 800 m bei 120 m Höhenunterschied und glitschigem Untergrund, gefroren hat keiner …

Daraufhin stiegen wir durch eine Wetterluke in den Segen-Gottes-Stolln ein. Jetzt wussten wir auch, warum wir die Wathosen bekamen. Durch unterschenkeltiefes Wasser bewegten wir uns einige hundert Meter in meist gebückter Haltung vorwärts. Vorbei an verfüllten Abbauen, zurückgelassenen Bergbauresten, aber auch interessanten bunten Sinterbildungen machten wir in einem Hohlraum kurze Rast. Eine alte Fördermaschine war zu sehen. Es ging weiter. Wir kamen zum alten Gonnaer Stolln. Es war ein Stolln, der unten Wasser abführte und in Kniehöhe Querbalken für ehemaliges Trag- und Laufwerk für uns bereithielt. Ca. 200 Querbalken waren zu bewältigen. Da gab es keine Umleitung … unten das Wasser und oben niedrige Stollenhöhe. Man kann sich gut vorstellen, unter welchen Bedingungen die Bergleute früher arbeiten mussten. Als das geschafft war, waren wir auch geschafft, aber noch nicht am Ziel. Durch niedrige Löcher und zum Teil auf dem Bauch erreichten wir einen riesigen Hohlraum, das Ziel, die Elisabethschächter Schlotte. Wir hatten es geschafft, und der Anblick des mit Alabaster durchsetzten Gipses übte eine ungeheure Faszination auf uns aus. Die Mühe hatte sich gelohnt!!

Wir sahen mehrere Teile der Schlotte, jeder Saal auf seine Art ungemein beeindruckend, zum Teil mit alten Inschriften aus dem 17. Jahrhundert versehen. Seidig schimmerten die Alabasterknollen und man sah, wie das Wasser in Urzeiten in der Schlotte abgetragen hat. Den Boden bedeckte uralter dunkler trockener ehemaliger Schlamm.

Nach der Erkundung der Schlotte stiegen wir wieder in die Wathosen, die wir in der Schlotte ausgezogen hatten. Nun ging es den ganzen Weg zurück. Nicht mehr ganz so schnell wie am Vormittag, wir liefen auch gegen die Wasserströmung. Endlich waren wir am Ausgangspunkt unserer Tour, am Grubenbahnhof. Ein kleiner Imbiss, ein stärkender Grubenschnaps und guter Kaffee weckten unsere müden Lebensgeister.

Nach fast 9 Stunden Übertage angekommen, blendete uns das Licht und wir waren froh, uns der verschwitzten und schmutzigen Sachen entledigen zu können.

Im Flyer zur Exkursion steht: „Gehen sie an ihre physischen Grenzen …“. Genauso war es, aber aufgrund der Fülle der Eindrücke dieses Tages waren die Strapazen schnell vergessen und wir erinnern uns gern des faszinierenden Naturwunders, welches uns die Elisabethschächter Schlotte geboten hat.

- J. Müller & M. Schmidt
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