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Berichte

Färöer-Inseln

Ein Nachtrag Frühjahr 2015

Im Frühjahr des Jahres 2015 führte mich meine Mineraliensammeltour zum dritten Mal auf die Färöer-Inseln im Nordatlantik. In der Presse war von großen Tunnelbauprojekten zu lesen, und da glänzen natürlich die Augen eines jeden Mineraliensammlers. So ging meine Fahrt über Hirtshals ganz im Norden Dänemarks mit der Fähre über 35 Stunden weiter bis nach Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln. Da ich mein Bett immer im Auto hatte, konnte ich vom Hafen gleich in Richtung Tunnelbaustelle fahren. Am späten Abend kam ich in Viðareiði auf der Insel Viðoy an. Schon von der Ferne war die Großbaustelle des Tunnels mit großen Gesteinshalden zu erkennen, und so suchte ich mir einen geeigneten Schlafplatz. Bei der Fahrt über eine Baustellenstraße gab es unter meinem Auto ein verdächtiges knirschendes Geräusch, und hinter dem Fahrzeug war im Rückspiegel eine schwarze Spur im Schotter zu erkennen…. Da war wohl die Ölwanne hinüber und das am „Ende der Welt“. Also hieß es: Auto abstellen und zu Fuß in die nächste Ortschaft. In der Kneipe versuchte ich mit meinem mäßigen Englisch Hilfe zu organisieren. Man sagte mir, ich solle warten, man werde jemanden organisieren. Hilfe kam nach kurzer Zeit in Form eines verrosteten VW Golf, einer jungen Fahrerin sowie eines älteren Herren als Beifahrer. Dieser meinte, dass er der „Dorfschrauber“ sei und nicht selbst fahren könne, da er bei diesem schönen Wetter erst einmal eine Flasche Wein hätte trinken müssen. Nach kurzer Lagebesprechung schleppten wir mein Fahrzeug von der Baustelle in seine „Werkstatt“, einer etwas in die Jahre gekommenen Garage mit Hebebühne. Nach kurzem Telefonat, es war inzwischen 22 Uhr, erklärte er mir, dass die Lieferzeiten für eine neue Ölwanne 12 Tage betragen. Da meine Rückfahrt bereits in sieben Tagen war und ich hier im Dorf festgesessen hätte, war das keine Option. Es wurden verschiedene erfolglose Versuche unternommen, das Loch in der Ölwanne zu stopfen. Nun war es bereits kurz vor 24.00 Uhr. Nach einigen weiteren Telefonaten meinte er, ich solle „heut“ (es war schon der neue Tag angebrochen) um 8 Uhr wiederkommen. Zu allem Unglück war mein Bett im Auto, und dieses stand auf der Hebebühne. „Kein Problem“ meinte mein Schrauber, nahm abermals das Telefon und organisierte mir nachts um halb eins ein Zimmer in der Bergarbeiterunterkunft der norwegischen Tunnelbauer. Pünktlich um acht Uhr stand ich vor seiner Garage, und er meinte, ich müsse noch eine halbe Stunde Geduld haben. In einer Nachtschicht hatte er die defekte Ölwanne abgeschliffen und mit mehreren Lagen Glasfasergewebe und Karosseriespachtel präpariert. Nach einem Testlauf konnte festgestellt werden, dass alles dicht war. Mit dem guten Rat, ich solle doch unbedingt zu Hause die Ölwanne umgehend wechseln lassen, entließ er mich auf meine weitere Sammeltour, welche ich nach einer Woche mit vollgeladenem Auto und erstklassigen Mineralfunden sowie vielen Erlebnissen im Gepäck beenden konnte. Das war eine Hilfsbereitschaft, wie man sie heut wohl nur noch selten findet… eben am Ende der Welt. Meine Ölwanne wurde dann zum nächsten TÜV, zwei Jahre später, gewechselt. War eben Qualitätsarbeit.

- Frank Sauer
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