top of page
hintergrund_bearbeitet2_edited.jpg

Berichte

Naturkundemuseum Chemnitz mit dem Grabungsfeld „Fenster in die Erdgeschichte“

Ein Nachtrag 10.09.2016

Vor dem TIETZ empfing unsere Truppe, die mit Bus und Pkw angereist war, Prof. Dr. Ronny Rößler, Direktor des Museums mit dem berühmten „Versteinerten Wald“. Die einzigartigen Kieselhölzer aus dem Chemnitzer Untergrund sind eine internationale Attraktion, aufgestellt seit 2004 im Innenhof des ehemaligen Kaufhauses.

Unsere Exkursion begann mit einem Rundgang durch das Sterzelianum, der Dauerausstellung in der ersten Etage das Hauses. In seiner bekannten sehr netten Art brachte Dr. Rößler exaktes Wissen zu jedem Detail in verständlicher Weise rüber.

Interessierte Bürger bauten vor über 150 Jahren eine naturgeschichtliche Sammlung auf, die überwiegend aus Kieselholzfunden bestand und 1868 als Geschenk an die Stadt die Grundlage des ältesten Chemnitzer Museums bildete. Lange befand sich dann das Sterzelianum neben einer Kunstsammlung im Haus am Theaterplatz und zog 2004 in das TIETZ, dem heutigen Ort des Geschehens. Im Haus befindet sich eine der weltweit wertvollsten Sammlungen fossiler Pflanzen, die auch in der Ausstellung ihren Ausdruck finden. Die Arbeit mit den permischen Pflanzen und ihrem Ökosystem ist konzeptioneller Schwerpunkt der Forschung. Der 2008 ausgegrabene tonnenschwere Stamm eines Schachtelhalmes (Fossil des Jahres 2010) beeindruckt jeden Besucher der Ausstellung. Interessant ist ein Nebenraum mit einer Dokumentation, wie die altvorderen Geologen und Paläontologen die Spuren der Erdgeschichte fanden und deuteten. Schöne Stufen und Anschliffe aus dem Erzgebirge ließen sofort den üblichen Vergleich zu eigenen Sammlungsstücken aufkommen. Oft, und das ist auch hier so, sind die ebenfalls von Sammlern stammenden Ausstellungsstücke markanter und schöner als die eigenen Sammlungsbelege. Die selbst gefundenen sind aber immer die schönsten.

Zu Fuß ging es dann in die Glockenstr. 16, dem Grabungsfeld auf eigenem Museumsgelände am Sonnenberg. Dadurch kann in Ruhe gegraben und geforscht werden. Das erforschende Lernen schärft den Blick durch das Fenster in die Erdgeschichte von vor 291 Mill. Jahren und führt zu neuen Erkenntnissen. Schnellwüchsige Medullosen wurden gefunden und zwei Skorpione namens Birgit und Jogi entdeckt. Die Jahresringe der Baumstämme speichern Umweltereignisse, so konnte auch ein 11jähriger Sonnenzyklus zur damaligen Zeit bestätigt werden. Letztlich haben viele neue Erkenntnisse zu einem komplexeren Überblick der paläoklimatischen und paläoökologischen Bedingungen des Wald-Ökosystems einer Oase des unteren Perms beigetragen.

Als kleines Danke für die unterhaltsame und informative Führung übergaben wir Prof. Rößler ein Paket mit Kieselhölzern aus der polnischen Kiesgrube bei Bierkowice.

15.00 Uhr ging es zufrieden nach Hause.

Alle sind sich sicher, dass naturgeschichtliche Museen zum Forschen, Bewahren und Zeigen des Ursprungs und des Werdens unserer Erde mit der Natur und Menschheit von großer gesellschaftlicher Bedeutung sind. Wie zu früheren Zeiten die aufstrebende Bürgerschaft mit ihrem Interesse an der Natur und den daraus entstandenen Sammlungen die Grundlagen für die heutigen naturkundlichen Museen schuf, haben die verantwortlichen Volksvertreter in Bund, Land und Kommunen heute unter den sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen zum einen die Notwendigkeit zu erkennen, den genannten Museen den gleichen Stellenwert wie den kunsthistorischen Häusern zukommen zu lassen, und zum anderen haben sie die Verantwortung, sie mit personeller Absicherung und neuesten technischen Möglichkeiten zu modernen Forschungs- und Bildungseinrichtungen zu entwickeln (siehe Naturkundemuseum Berlin). Das wünschen wir auch dem Chemnitzer Museum.

- D. Schwarz
bottom of page