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Berichte

VFMG Sommertagung in Böhmen - Abwechslungsreiche, interessante vier Tage …

01.09.2023

An der diesjährigen VFMG-Sommertagung vom 1. bis zum 4. September im Hotel „Krakonos“ (deutsch: Rübezahl) in Marianske Lazne (Marienbad) in Tschechien nahmen auch mehrere Mitglieder unseres Vereins teil – und sie erlebten vier abwechslungsreiche, interessante Tage in unserem Nachbarland, in der Region des Bäderdreiecks Karlsbad, Franzensbad und Marienbad.

Perfekt vorbereitet und bestens organisiert von Magister Ing. Petr Cerny und seinem Team erwartete uns eine „Mixtur“ attraktiver Mineralien- und Fossilienfundstellen, profunder Vorträge an zwei Abenden über interessante Themen, Stadtrundgänge in Marienbad oder Loket sowie eine kleine Mineralienbörse mit spezifischen Funden aus der böhmischen Mineralogie.

Bereits zur Anmeldung an der Tagung musste sich jeder entscheiden, an welcher der jeweils drei vorgesehenen Exkursionen pro Tag er teilnehmen will, so dass sowohl die entsprechende ganz persönliche „Ausrüstung“ als auch der Einsatz der jeweiligen fachkundigen Begleiter durch das Organisations-Team vorbereitet werden konnten.

Freitag, 1. September
Exkursion nach Loket, der ehemaligen bedeutenden Königsstadt am östlichen Rand des Bezirks Sokolov, mit ihren beeindruckenden historischen Häusern rund um den Marktplatz, der St. Wenzel-Kirche oder der Dreifaltigkeitssäule.
Das beliebte Touristenziel wird durch eine gotische Steinburg auf einem Granitmasiv dominiert, das von der Eger in einem Mäander umflossen wird, der einem angewinkelten Ellbogen ähnelt – deshalb auch der Name „Loket“ (tschechisch: Ellbogen).
Im Schloss wird neben anderen Ausstellungsstücken der berühmte Loket-Meteorit präsentiert, der etwa um 1400 hier gefunden wurde. Das Loket-Eisen soll wohl das älteste bekannte erhaltene meteoritische Eisen sein.

Am Abend eröffnet der Präsident der VFMG, Michael Hohl, die diesjährige Sommertagung und zeichnet einige verdienstvolle VFMG-Mitglieder mit „Silbernen Ehrennadeln“ aus.
Im Anschluss hält Dr. Jaroslav Hyrsl einen sehr interessanten Vortrag über die „Böhmischen Granate“ – und bei einem bzw. mehreren böhmischen Bier in geselliger Runde klingt dieser
Abend stimmungsvoll aus …

Samstag, 2. September
Erstes Exkursionsziel ist ein in mehreren Etagen aktiver Steinbruch im Massiv des Berges Kneszky vrch, etwa einen Kilometer nördlich von Teskov gelegen.
Das harte und kompakte Gestein, der Rhyolit, wird vorrangig zu Schotter verarbeitet.
Die mineralogisch vielfältige Fundstelle ist vor allem für ihre Quarzkristalle und Phosphate sowie deren Paragenesen wie Kakoxen, aber auch Strengit, Variszit, Leukophosphit, Dufrenit oder Beraunit bekannt.
Zu finden sind ebenfalls Dolomit, Pyrit, Bleiglanz, Sphalerit und Baryt, Psilomelan, Zinnabarit oder Opal und Chalzedon.

Nachdem die ersten Funde dokumentiert und verstaut sind, geht es weiter zur Fundstelle 2, nach Jince, zur südwestlichen Steigung des Ostry-Hügels, um hier nach Fossilien zu suchen.
In den Schluffsteinen, tonigen Schiefern und Grauwacken sind die sowohl ältesten pflanz--lichen als auch tierischen Fossilien Tschechiens zu finden.
So manches schöne Fundstück wird hier von uns sorgfältig verpackt und im Rucksack untergebracht…

Letztes Ziel an diesem Exkursionstag ist Stribro (tschechisch: Silber; deutsch: Mies).
Der ursprüngliche Silberbergbau im 13. und 14. Jahrhundert, welcher der Stadt auch ihren Namen gab, währte nur kurz, danach dominierte hier der Abbau von Blei und Zink.
Obwohl die Lagerstätte mineralogisch nicht sehr reichhaltig ist, gibt es doch viele Arten von Pseudomorphosen und Perimorphosen.
Und: Stribro ist bekannt für sehr ästhetische Exemplare mit großen Kristallen der lokalen Minerale, vor allem beim vorherrschenden Quarz.
Zu finden sind aber auch Bleiglanz, Sphalerit und Pyrit sowie Mineralien aus der Oxidations-zone wie Cerussit oder Pyromorphit.

Nach der Rückkehr in das Hotel und dem gemeinsamen Abendessen hält Prof. Dr. Jan-Michael Lange von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden einen sehr interessanten Vortrag „Die Elbe – ihr Material und ihre Geschichte“, der mit Ausführungen von Dr. Dieter Schwarz aus unserer Bezirksgruppe Ostsachsen ergänzt wird.
Danach werden bei böhmischen Bier und so manchem Slivowitz in geselliger Runde wieder die Erlebnisse des heutigen Tages, vor allem aber die zahlreichen Funde „ausgewertet“ …

Sonntag, 3. September
Unser erstes Exkursionsziel am heutigen Tag liegt nur unweit von Plzen entfernt - nach der Busfahrt und dann einem etwas längeren Fußmarsch finden wir auf einem abgeernteten Feld sehr viele Stücke verkieseltes bzw. versteinerter Holz – wir sind begeistert.
Danach, nach nur kurzer Fahrt bis zur Ortschaft Line bei Stod, nur wenige Kilometer von Plzen entfernt, ergänzen wir diese Funde mit weiteren Funden von versteinertem Holz - und unsere Taschen werden immer schwerer …

Am Rande der kleinen Ortschaft Spuch/Stary Dol ist die Halde eines ehemaligen Steinkohle-
Bergbaus unser nächstes Ziel – hier suchen wir nach tierischen und pflanzlichen Fossilien, die
aber nur ziemlich spärlich vorhanden sind.
Immerhin werden doch einige wenige Stücke in unseren Rucksäcken verstaut…

Letzte heutige Station ist die Ortschaft Sebecice – hier schwärmen wir am Dorfrand auf einem Feld aus und finden eine Vielzahl von Mineralien – bis hin zu doch recht attraktiven größeren und kleinen Stücken Jaspis.

Am Abend überrascht uns Petr Cerny im Hotel mit einer Mineralienbörse, die natürlich sofort dicht umlagert ist. Er bietet vorrangig Mineralien von bekannten Fundstellen aus Tschechien an, darunter auch ganz seltene und damit natürlich etwas preisintensivere Mineralien, die aber doch ihren Besitzer wechseln …

Montag, 4. September
Das ist der Tag der „Nach-Exkursionen“, also nicht per Bussen, sondern mit unseren Privat-PKW, allerdings wieder geführt von unseren tschechischen Exkursionsleitern, diesmal sind es Jan Franek und Michal Filippi.
Wir – Frank Sauer, Michael Leh und ich – haben uns für die zwei Fundorte Horni Blatna und Loucna entschieden, denn sie liegen dicht an der Grenze zu Deutschland und so kürzen wir unseren Weg nach Hause doch schon ziemlich ab.

Unser erstes Ziel ist die Waldhalde des ehemaligen „Concordia“-Stollens, in dem die Ader „Maria Theresia“, ein wichtiger Strukturbestandteil der historischen Zinnlagerstätte Hirschberg (nördlich von Horni Blatna) abgebaut wurde, sowie auch das für die Stahl-produktion bedeutsame Manganerz.
Aus mineralogischer Sicht ist das Hauptmineral der ehemaligen Gänge Quarz in mehreren Generationen, dann folgen Pyrolusit (Weichmanganerz) und Polianit (Graumanganerz).
Auf der Waldhalde lässt sich allerdings vorrangig Pyrolusit finden.

Zum Abschluss der gesamten Exkursion besuchen wir die klassische mineralogische Fundstelle Loucna pod Klinovcem, die sich etwa vier Kilometer östlich von Bozi Dar (Gottesgab) und unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze befindet.
Diese Fundstelle ist bekannt für Vorkommen von perfekt eingeschlossenen Pseudomorphosen von Leuzit-Kristallen (auch genannt „Pseudoleucite“) - einige Sammler aus unserer Gruppe werden hier auch fündig.
Ich selbst habe hier sogar einige interessante Funde von alkalisch-basischem Gestein (Kalium, Natrium) gemacht, das sich ursprünglich am Boden von einer magmatischen Kammer befand und durch intensive vulkanische Aktivitäten empor gedrückt und bei einem Vulkanausbruch herausgeschleudert wurde, wie mir Michal Filippi erklärt.

*

Die Teilnehmer unserer Bezirksgruppe Ostsachsen an dieser VFMG-Sommertagung danken hiermit nochmals den Organisatoren für ihr tolles Engagement sowohl in der Vorbereitung als auch bei der Durchführung dieses Jahres-Höhepunkts der gesamten mineralogischen Vereinsarbeit.
„Dekuji“- Danke- und „Na shledanou“ – Auf Wiedersehen!

Jürgen Nitschke
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