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Berichte

Vogtland unter Tage, Sonderexkursion der VFMG

24.05.2024

An einer exklusiven Sonder-Exkursion „Vogtland unter Tage“ vom 24. bis 26. Mai 2024, gemeinsam organisiert von der VFMG e.V, dem Ring Deutscher Bergingenieure (RDB) Nordbayern und der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft (NWG) e. V. Bayreuth, nahmen auch Vereinsmitglieder unserer Bezirksgruppe Ostsachsen teil.
Um es vorweg zu nehmen: Wir waren begeistert, die Möglichkeit zu erhalten, unter fachkundiger Führung - vor allem durch Peter Seidel von der NWG e.V., der diese Drei-Tage-Exkursion organisiert hatte - untertage sonst nicht zugängliche Bereiche des vogtländischen Bergbaus zu besichtigen und auch „aus erster Hand“ interessante und der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Fakten zur Geschichte der „Wismut“ zu erfahren.

Luftschutz-Museum Meyerhof, Plauen
Zuerst erhielten wir die Gelegenheit, das Luftschutz-Museum Meyerhof in Plauen zu besuchen. Gert Müller, Vorsitzender des Bergknappenvereins zu Plauen e.V., erläuterte uns anhand zahlreicher Fakten und Exponate, wie der Verein einen riesigen Keller, gelegen unterhalb des Schlosses der ehemaligen Plauener Vögte in der Syrastraße, den die Bevölkerung in den Jahren des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzkeller nutzte, beräumt und in mühevoller Arbeit zu einem Museum umgestaltet hat. Die Schrecken der Bombardements wurden nachvollziehbar beim Betrachten der ausgestellten Bomben, Bombensplitter, der verheerenden Stabbrandbomben – und sie hinterließen bei uns allen ein Gefühl der Betroffenheit und auch des Nachdenkens, gerade auch angesichts der aktuellen Ereignisse weltweit, in der Ukraine und im Gaza-Streifen.

Alaun-Bergwerk „Ewiges Leben“, Plauen
Nur wenige hundert Meter vom Luftschutz-Museum entfernt befindet sich die mittelalterliche Alaun-Grube „Ewiges Leben“. Der Bergknappenverein zu Plauen e.V. hat seit 1997 in oft mühevoller Kleinarbeit die ehemaligen Gänge und Stollen aufgewältigt und so die Möglichkeit geschaffen, hier interessierten Besuchern alles Wissenswerte über den Bergbau auf Alaunschiefer zu erläutern. Während des etwa einstündigen Rundgangs mit etwa 650 Metern begehbarer Strecken erfährt man zum Beispiel, dass in diesem Bergwerk von 1542 bis etwa 1826 Alaunschiefer abgebaut wurde, der erst durch einen enormen Aufwand und zahlreiche Arbeitsgänge zu Alaunsalz aufbereitet wurde, das damals in den Gerbereien und Färbereien dringend gebraucht wurde.

Talsperre Pöhl
Die auch als „Vogtländisches Meer“ bezeichnete Talsperre Pöhl in der Nähe von Plauen war unser nächstes Ziel. Diese Gewichtsstaumauer mit über 300 Metern Länge und etwa 60 Metern Höhe staut das Wasser der Trieb und hat einen Stauraum von rund 62 Millionen Kubikmetern. Die drittgrößte Talsperre Sachsens dient vorrangig dem Hochwasserschutz und der Aufhöhung von niedrigen Wasserständen der Weißen Elster.
Wir hatten die Möglichkeit, uns ins Innere der Staumauer zu begeben und in dem unteren Kontrollgang verschiedene Messeinrichtungen zu sehen, mit denen die Staumauer und die Kontrollschächte überwacht werden, so zum Beispiel Füllstand, Druckverhältnisse usw. sowie auch Fugenspaltmessungen.
Am Abend des ersten Exkursionstages gab es noch zwei sehr interessante und informative Vorträge – einmal von Projekt-Manager Denis Loos über den 388 Quadratkilometer großen und mit 68 Geotopen versehenen Geo-Umweltpark Vogtland und dessen sagenhafte Vielfalt sowie von Peter Seidel mit seinen Einblicken in den Bergbau im Vogtland nach 1945.

Zinnerzgrube Tannenberg
Die ehemalige Zinnerzgrube Tannenberg, südlich von Tannenbergsthal im Ortsteil Schneckenstein gelegen, war am zweiten Exkursionstag unser erstes Ziel.
Vom Treffpunkt Zechenhaus des heutigen Besucherbergwerk aus, das als das im Bundesland Sachsen als „höchstgelegenes und mit nur rund 4 Grad Celsius auch kältestes Besucherbergwerk“ für sich wirbt, erkundeten wir – natürlich mit entsprechender Schutz-ausrüstung versehen und vor allem mit warmer Bekleidung ausgestattet - unter sachkundiger Führung den Tannenbergstolln, der ab 1992 aufgewältigt und ab 1996 für den Besucherverkehr freigegeben wurde.
Besonders beeindruckt hat uns hier die Besichtigung eines unterirdischen Sees. Der durch den Abbau des Zinnerzes im Greisenkörper I entstandene riesige Hohlraum hat sich nach der Stilllegung der Grube mit Wasser gefüllt und ist rund 45 Meter tief. Als kurzzeitig das Licht ausgeschaltet wurde, konnten wir durch Öffnungen in der darüber liegenden Pinge sogar das Tageslicht sehen.

Fels Schneckenstein
Nach der rund dreistündigen Tour unter Tage und wieder zurück zum Tageslicht führte uns der Weg direkt zum Schneckenstein. Der Topas-Felsen bildet mit dem Vogtländisch-Böhmischen Mineralienzentrum und mit dem Besucherbergwerk „Grube Tannenberg“ die „Topaswelt Schneckenstein“.
Der rund 23 Meter hohe Felsen nahe der Siedlung Schneckenstein zwischen Klingenthal, Muldenberg und Tannenbergsthal ist weltweit bei allen Mineralienfreunden und Sammlern durch seinen eigentümlichen geologischen Bau und seinen Reichtum an Topas bekannt. Er steht als Naturdenkmal unter Schutz, ist auch eingezäunt, wird bewacht – wir konnten ihn aber unter sachkundiger Führung durch Peter Seidel aus nächster Nähe bewundern und auch erklimmen. Ein stolzes Gefühl!
Daran anschließend besuchten wir das Bergbau- und Mineralienmuseum im ehemaligen Verwaltungsgebäude. Hier erwarteten uns vor allem im „Topas-Zimmer“ eine Vielzahl von Topas-Stufen ganz unterschiedlicher Größe und Einzelstücke, so dass so manches „ah“ und „oh“ zu vernehmen war.
Am Abend dieses zweiten Exkursionstages gab es noch eine kleine Überraschung: Beim gemütlichen Beisammensein präsentierten zwei Mineralienfreunde aus dem Vogtland ihre „Schätze der Erde“, vorrangig mit Mineralien aus der Region, und boten diese zu fairen Preisen zum Verkauf an. Davon wurde natürlich rege Gebrauch gemacht …


Lehr- und Schaubergwerk „Frisch Glück“ („Glöckl“)
Am dritten Exkursionstag fuhren wir nach Johanngeorgenstadt, um dort das Lehr- und Schaubergwerk „Frisch Glück“ („Glöckl“) zu besuchen.
Frank Vollert von der Bergknappschaft Johanngeorgenstadt e.V. informierte unsere Gruppe im neuen Huthaus, zugleich Museum, ausführlich und sehr detailliert über die Geschichte des Erzbergbaus in dieser Region, der ab 1654 mit der Suche nach Silbererzen begann. Nach ursprünglich reichhaltigen Silbererzfunden kam es etwa ab 1720 zu einem Rückgang der Silberförderung und nach 1870 baute man dann verstärkt andere Erze ab, vor allem Wismut- und Uranerze. Dies währte bis zum Jahr 1945.
Mit Beendigung des 2. Weltkriegs und mit der Besetzung durch die Rote Armee begann für den Bergbau im Vogtland, und vor allem hier in Johanngeorgenstadt, ein neues Kapitel:
Auf Befehl der sowjetischen Militäradministration wurde die Betriebsabteilung Vereinigt Feld am Fastenberg (im Jahr 1838 wurden 7 Fastenberger Gruben zur Gewerkschaft „Vereinigt Feld am Fastenberg“ zusammengeschlossen) der sowjetischen Buntmetallaktiengesellschaft WISMUT angegliedert. Und damit begann ein ganz intensiver Abbau des Uranerzes, denn die damalige Sowjetunion wollte unbedingt als Gegengewicht zu den amerikanischen Atombombenabwürfen 1945 über Hiroshima und Nagasaki in Japan eigene Atombomben entwickeln und brauchte dafür Unmengen an Uran. Vor allem mit dem Uran aus Johanngeorgenstadt, das von über 80.000 Bergleuten und Mitarbeitern unter teils unmenschlichen Bedingungen gefördert wurde, gelang das schließlich 1949.
Bei unserer rund dreistündigen Befahrung der Stollen und Strecken konnten wir nachhaltige Eindrücke von der schweren und gefährlichen Arbeit der Bergleute unter Tage gewinnen.
Mit einem herzlichen „Glückauf“ verabschiedeten wir uns am Mundloch der Grube „Frisch Glück – Glöckl“ von Frank Vollert.
Wir danken an dieser Stelle dem gesamten Eingangs erwähnten Organisations-Team und besonders Peter Seidel für ihr Engagement – alle Teilnehmer an dieser Exkursion hatten ganz sicher ein eindrucksvolles und im Gedächtnis bleibendes anspruchsvolles Erlebnis…

Jürgen Nitschke
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