
Sachsen-Mineralien
Bezirksgruppe Ostsachsen der VFMG

Exkursionen und Börsen
Wie der Stahl geschmolzen und geschmiedet wird …
12.03.2025
Fast nahtlos an die erste diesjährige Exkursion unseres Vereins in das Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) schloss sich am 12. März eine weitere Exkursion in das Edelstahlwerk Freital in der Nähe von Dresden an.
Der „VEB Edelstahlwerk 8. Mai 1945 Freital“ war das einzige Edelstahlwerk der DDR und wurde 1993 von der BGH „Boschgotthardshütte“ Siegen in Nordrhein-Westphalen übernommen und als Tochterunternehmen BGH Edelstahl Freital GmbH weitergeführt.
Während wir im HZDR Spitzenforschung in den Bereichen Energie, Gesundheit und Materie zur Sicherung und weiteren Verbesserung der Lebensgrundlagen unserer modernen Industriegesellschaft im Zeitalter zur Neige gehender mineralischer Ressourcen sowie eines gravierenden Klimawandels bewundern konnten, erlebten wir im Edelstahlwerk Freital nun „hautnah“, wie Rohstoffe sorgsam, energieeffizient und nicht zuletzt auch mit relativ geringer Umweltbelastung verarbeitet und genutzt werden.
Denn hier wird fast ausschließlich sortierter Stahlschrott als Grundlage für die weitere Produktion von Edelstahl verwendet und damit der „Stahlkreislauf“ unter Reduzierung des Rohstoff- und Ressourcenverbrauchs geschlossen.
Beim über zweistündigen Rundgang durch die einzelnen Werkbereiche erläuterte uns Peter Welzel, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende des Unternehmens, sehr anschau-lich die gesamte Produktionskette, die notwendig ist, um hochwertige Edelstahlprodukte an diesem Standort herzustellen.
Die Stahlerzeugung erfolgt durch das Schmelzen des aufbereiteten und sortierten Schrotts sowie eigener Produktionsabfälle in zwei 50-Tonnen-Elektrolichtbogenöfen.
Die Erzeugung von hochreinen Werkstoffen wie Nickelbasislegierungen dagegen wird mit einem 10-Tonnen-Vakuum-Induktions-Mehrkammerofen vorgenommen, denn durch das Schmelzen unter Vakuum wird der Abbrand von Legierungselementen verhindert.
Der etwa 1500 Grad Celsius heiße, flüssige Stahl wird dann in zwei Verfahren vergossen – einmal im Blockguss-Verfahren, das zur Produktion großer Schmiedestücke sowie schwierig zu vergießender Legierungen in Frage kommt; zum anderen im Horizontal-Strangguss- Verfahren, das zur Herstellung von Vormaterial zur weiteren Umformung durch Walzen besonders geeignet ist.
In einer weitern Werkhalle bestaunten wir, wie der Stahl geschmiedet wird – mit Freiformschmiedepressen mit bis zu 40 MN (Mega-Newton) Presskraft sowie auch mit einer der weltweit modernsten und größten Langschmiedemaschine. Hier werden Stabstahl bis zu 950 Millimeter Durchmesser als auch Freiformschmiedestücke mit einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen und knapp 18 Metern Länge gefertigt.
Auf den riesigen Walzstraßen werden vor allem Stabstahl in Rund- und Flach-abmessungen sowie Walzdraht in verschiedenen Durchmesserabstufungen hergestellt. Und auf den modernen Konti- und Flachwalzstraßen werden Vierkant- und Flachstäbe in verschiedenen Abmessungen gewalzt – das alles aus nächster Nähe anschauen zu können, das war für uns schon sehr beeindruckend!
Eine kleine Randbemerkung an dieser Stelle: Während unseres Rundgangs durch die verschieden Werkhallen erinnerten sich einige von uns noch an ihre Schulzeit und an den uns damals quälenden „Pflichtlektüre“ Roman „Wie der Stahl gehärtet wurde“ von Nikolaj Ostrowski…
Mit dem voll integrierten Produktionsprozess von der Schmelze bis hin zum fertigen Draht, Stab oder Freiformschmiedestück sowie der permanenten Qualitätsprüfung sind die hier in Freital erzeugten Produkte weltweit nicht nur wettbewerbsfähig, sondern auch in solchen Branchen wie Maschinenbau oder in der Medizin- und Umwelttechnik besonders gefragt.
Für die Möglichkeit, das Edelstahlwerk Freital besuchen zu können, danken wir den Organisatoren nochmals ganz herzlich.